Die OberösterreicherWeinbirne stammt aus Kärnten und wurde im Jahr 1888 bei der Reichsobstausstellung in Österreich erstmals vorgestellt und dann stark vermehrt.

Sie ist eine großfrüchtige, gehaltvolle Mostbirne, die im Neckar-Odenwald-Kreis selten anzutreffen ist. Sie hat einen sehr gesunder Wuchs und eine  schöne weitausladende Krone mit kräftigen Ästen. Die Frucht wird mit Oktober reif. Gerntet wird sie, wenn sie vom Baum fällt, da sie dann erst vollreif ist und zu einem vorzüglichen Destillat verarbeitet werden kann.

Die Frucht ist lichtgrün, bei Reife grüngelb bis zitronengelb, ohne Deckfarbe, mit zahlreichen Lentizellen. Ihr gelblich weißes Fruchtfleisch schmeckt süßherb und ist sehr gehaltvoll. Nach meiner eigenen Messung hatten die zu Boden gefallenen Früchte einen  Zuckergehalt von respektablen 75° Oechsle.

Gefunden habe ich diese Birne in Waldstetten, einem Ortsteil von Höpfingen, nachdem ein Freund mir den Hinweis gab, sein Onkel besitze dort eine Obstwiese mit herrlichen Birnen. Wir sind sofort gemeinsam hingefahren, um den Bestand zu sichern. Ich war begeistert. Vier alte mächtige Bäume mit außerordentlich hohem Fruchtbehang. Die Birnen waren zuckersüß. In den darauf folgenden Wochen habe ich drei Mal pro Woche die vom Baum gefallenen Birnen aufgelesen. Die Birnen wurden sofort gewaschen, mit einem Muser eingemaischt und mit einer Kaltgärhefe bei 12 °C vergoren. Nach der Gärung wurde die Maische mit einer Passiermaschine das Stielgerüst und die Kerne samt Kerngehäuse entfernt. Der Birnenbrei wurde sofort in meiner Brennerei zu einem feinen vorzüglichen Brand destilliert.

Im Duft des Destillates spiegelt sich die vollreife Frucht wieder, gerade so, als ob man in die frisch vom Baum gepflückte Frucht beißt. Das Destillat ist zartgliedrig, fein und mit viel Raffinesse. Der feine Alkohol umspielt die Zunge und eine angenehme Williamsnote gesellt sich zu dem Weinbirnengeschmack. Am Gaumen ist eine weiche Wärme zu spüren. Vor dem geistigen Auge entsteht die vollreife Frucht …

Viel Spass beim Genießen

wünscht Ihnen Jochen Hörner

Expertise